Zahlungsaufforderung per E-Mail mit Ankündigung des Gerichtsvollziehers – der Kanzlei Stefan Loebisch liegt eine Inkasso-E-Mail einer Debt Protector Limited vor, die angeblich für ein Filmportal HDWelt.de, betrieben von einer HD Media Group Ltd., die Forderung für das Premium-Jahresabo geltend macht. Augen auf, aber keine Panik – die Sache erweckt Argwohn.

Inkasso-E-Mail von Debt Protector Limited – worum geht es?

Die Zahlungsaufforderung per E-Mail hat folgenden Wortlaut:

„DEBT PROTECTOR LIMITED
Lawrine Plumley Moor Road,
Plumley, Knutsford, England, WA16 0TU
Phone: +49 302 5559-884
E-Mail: info@lpd-inkasso.eu

Aktenzeichen: […]
Rechnungsnummer: […]

Datum: […].
Letzte Zahlungsaufforderung vor Pfändung!
Unser Mandant (hdwelt.de HD MEDIA GROUP LTD) hat uns bevollmächtigt die unten aufgeführte Forderung für das Premium – Jahresabo ( 12 Monate / 1 Vertragsjahr ) einzuziehen. Uns legitimierende Vollmacht legen wir bei Bedarf vor Gericht vor.
Leider habe Sie die offene Rechnung trotz letzter Mahnung, und letzter Zahlungsaufforderung vor dem Mahnverfahren nicht beglichen.
Insgesamt beläuft sich die vorliegend geltend gemachte Forderung unserer Mandatschaft auf einen Betrag in Höhe von 479,16 Euro, der sich aus folgenden Einzelbeträgen zusammensetzt :
Hauptforderung: 358,80 Euro
Mahnkosten: 23,86 Euro
Inkassokosten: 96,50 Euro
Gesamtforderung: 479,16 Euro
Wir haben in einem Mahnverfahren (gemäß §§ 688 ff. ZPO) einen Vollstreckungstitel beim zuständigen Amtsgericht gegen Sie erwirkt. Aus diesem Grund wird Sie der Gerichtsvollzieher am 02.11.2018 besuchen, um Ihre Wertgegenstände zu pfänden.
Sollten Sie am genannten Termin verhindert sein, bitten wir um einen Anruf, um einen neuen Termin zu vereinbaren: Tel.: +49 302 5559-884 Wir haben ebenfalls einen richterlichen Durchsuchungsbeschluß erwirkt.

Sollten Sie am genannten Termin unentschuldigt nicht anwesend sein, wird ein Schlüsseldienst hinzugezogen. Die Mehrkosten müssen wir Ihnen zusätzlich in Rechnung stellen.
Die einzige Möglichkeit, diese Maßnahme noch abzuwenden, ist die unverzügliche Überweisung des offenen Betrags von 479,16 Euro an folgende Bankverbindung :

Unsere Bankverbindung:
Zahlungsempfänger: DEBT PROTECTOR LIMITED
Bankinstitut: HSBC BANK PLC
IBAN: GB29HBUK40450852565943 BIC: HBUKGB4B
Verwendungszweck: [Hier steht wieder die Rechnungsnummer]
Betrag: 479,16 Euro
Senden Sie uns nach der Zahlungsleistung die Quittung bzw. einen Screenshot an die folgende E-Mail-Adresse zu:

info@lpd-inkasso.eu
Um zusätzliche Gerichts – und Vollstreckungskosten zu vermeiden, legen wir Ihnen nahe den Gesamtrückstand bis zum 02.11.2018 zu begleichen.
Sollten Sie die Zahlung bereits veranlasst haben, beachten sie dieses Schreiben bitte als gegenstadsloss [sic!].
Gerne können wir eine Ratenzahlung vereinbaren:
Tel. +49 302 555 9884
Geschäftszeiten
Mo. – Sa.: 08:00 Uhr – 19:00 Uhr

Copyright 2018 © DEBT PROTECTOR LIMITED Lawrine Plumley Moor Road,
Plumley, Knutsford, England, WA16 0TU
Phone: +49 302 5559-884 E-Mail: info@lpd-inkasso.eu

Sie haben dieses Schreiben per Email erhalten, weil Sie eine offene Rechnung nicht bezahlt haben Sie sind jetzt in unserer Kundenkartei bei: lpd-inkasso.eu Um den Newsletter abzumelden, klicken Sie bitte hier.  [Es folgt ein Link] „

Zusammengefasst also:

• Angebliches Inkassounternehmen
• Angebliche Forderung
• Angeblicher Vollstreckungstitel eines Amtsgerichts
• Angeblicher Gerichtsvollzieher-Termin zur Pfändung der Wertgegenstände
• Angeblicher Durchsuchungsbeschluss
• Angebliche Hinzunahme eines Schlüsseldienstes

Auch einen Newsletter verschickt das angebliche Inkassounternehmen angeblich…

Bluff mit der Zulassung von „Debt Protector Limited“

Nach dem unter http://lpd-inkasso.eu abrufbaren Web-Impressum hat die „Debt Protector Limited“ ihren Sitz angeblich unter der Adresse Lawrine Plumley Moor Road, Plumley, Knutsford, England, WA16 0TU. Als Inkassounternehmen zugelassen wurde sie angeblich vom OLG Schleswig unter dem Aktenzeichen 3712 E a – 66.

Ein Blick in das Rechtsdienstleistungsregister und eine Suche mit dem von Debt Protector Limited angegebenen Aktenzeichen offenbart: Unter diesem Aktenzeichen ist ein ganz anderes Inkassounternehmen registriert, nämlich die Debitor-Inkasso GmbH aus Bad Schwartau. Und siehe da: Debt Protector Limited hat nicht nur die Registrierungsnummer von Debitor Inkasso geklaut, sondern das ganze Webdesign gleich mit!

Die Drohung mit einem Gerichtsvollzieher-Termin unter Hinzunahme eines Schlüsseldienstes für den Fall der Abwesenheit weckt merkwürdige Erinnerungen an eine Vielzahl betrügerischer Abofallen-Beitreibungsversuche aus dem Jahr 2017; vgl. etwa >hier< zur angeblichen Media Solution GmbH mit ihrem „Inkasso-Außendienst“ oder >hier< zur angeblichen Solution 24 GmbH mit der Ankündigung des Gerichtsvollziehers.

Inkasso-E-Mail von Debt Protector Limited – was tun?

Nicht zahlen.

Wer eine Inkasso-E-Mail von Debt Protector Limited wegen einer angeblichen Forderung für das Premium-Jahresabo von HDWelt.de mit der Androhung des Besuchs durch den Gerichtsvollzieher erhalten hat, sollte zunächst einmal die Nerven bewahren:

Ein Mahnbescheid eines Amtsgerichts und der nachfolgende Vollstreckungsbescheid müsste jeweils per Briefpost zugestellt worden sein – und zwar jeweils in einem auffälligen gelben Briefumschlag, auf dem der Postbote handschriftlich das Datum des Einwurfs notiert hat. Mahnbescheid und Vollstreckungsbescheid werden also nicht heimlich im Hintergrund erlassen. Sie gehen auch nicht in irgend welchen E-Mail-Spamfiltern unter.

Damit entpuppt sich die Drohung mit dem Gerichtsvollzieher, der angeblich kommen und alles mitnehmen wird, was wertvoll und nicht niet- und nagelfest ist, als Bluff.

Dann gilt es, zu überprüfen, ob überhaupt jemals eine Anmeldung auf dem Portal HDWelt.de der HD Media Group Ltd. erfolgte, und ob es im Zuge einer derartigen Anmeldung auch zu einem wirksamen Vertragsschluss kam.

Rechtsanwalt Stefan Loebisch aus Passau berät und vertritt seit vielen Jahren bundesweit Opfer von unseriösen Abofallen und Inkassounternehmen.

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