Hochwasser in der Steiningergasse – ein Monat fliegende Kanzlei

Genau ein Monat liegt nun zurück, seit das Hochwasser am 03.06.2013 die Kanzleiräume im Erdgeschoß der Steiningergasse 5 in Passau überflutete. Seither ist in den Räumen leider kein Kanzleibetrieb mehr möglich – die Räume präsentieren sich als leere Hülle, nur bevölkert von einem einsamen Trocknungsgerät.

Indes: Moderne, zukunftsorientierte Digitaltechnik, hilfsbereite Kollegen und Nachbarn und nicht zuletzt solidarische Mandanten machten und machen es möglich, dass in all dem Chaos sofort ein Kanzlei-Notbetrieb starten konnte und nun Schritt für Schritt aus einer „virtuellen Kanzlei“ heraus wieder der volle Service geboten wird – die fliegende Kanzlei.

Land unter in der Steiningergasse

Eine dreckige Brühe stand im Inneren der Kanzlei 70 cm hoch – braunes, schlammiges Wasser aus der Donau, zu allem Überfluss versetzt mit Öl, das aus einem Tank in einem der Nachbarhäuser ausgetreten war.

Bild-Leser wissen mehr, heißt es – wen es interessiert, wie es am Mittag des 03.06.2013 in Passau, bei einem Donau-Pegel von rund 12,50 Metern und damit noch fast einen halben Meter unter dem Höchststand, am Eingang der Steiningergasse aussah, findet →hier ein Video: Nach unten scrollen bis „13.18 Uhr“ und im Video vor bis 00:13. Zu sehen ist der Eingangs-Torbogen in die Steiningergasse – völlig überflutet die Toröffnung, gerade noch die Dachziegel ragen aus dem Wasser.

Wie geht es mit den Kanzleiräumen in der Steiningergasse weiter?

Der vom Hochwasser zerstörte Holzboden in den Kanzleiräumen wurde nach wenigen Tagen komplett heraus gerissen. Nach wie vor reichen entlang der Wände die Feuchtigkeitsspuren deutlich über die Wasserlinie hinauf – der Putz hat das Wasser aufgesogen wie Löschpapier. Welche Schäden die Elektroinstallationen genommen haben, konnte noch nicht abschließend in Erfahrung gebracht werden.

Auch ein verbindlicher Zeitplan, wann welche einzelnen Renovierungsmaßnahmen durchgeführt werden, steht noch aus – hier sind alleine Vermieterseite, Eigentümergemeinschaft und Hausverwaltung gefordert.

So steht gegenwärtig offen, wann die Kanzleiräume in der Steiningergasse 5 wieder bezogen werden können.

Statt Kanzlei in eigenen Räumen – fliegende Kanzlei!

Nein, keine Kanzlei abgehoben über den Wolken, im Fesselballon, Hubschrauber oder elegant mit eigenem Luftschiff, sondern fest auf dem Boden verankert – aber eben nicht mehr zusammengefasst in den bekannten Räumen, sondern erst einmal auf mehrere Ausweichquartiere verteilt: Gearbeitet wird vom heimischen Schreibtisch aus oder wie bisher schon häufig unterwegs – auf dem Weg zu und von auswärtigen Gerichtsterminen. Vollständig digital-papierlose Akten machen es möglich. Besprechungen finden je nach Bedarf in mehreren Ausweichquartieren statt, allen voran in der Kanzlei meines Kollegen Markus Ihle, der mir dankenswerterweise seinen Besprechungsraum zur Verfügung stellt, oder im Bedarfsfall auch bei der Mandantschaft vor Ort. Das Sekretariat ist wie gehabt und bewährt extern (und hochwasserfrei…). Und die geretteten Möbel und Bücher sind warm und trocken eingelagert.

Ach ja: Der Briefkasten hängt weiter, wo er immer war – in der Steiningergasse 5 im Hausflur, noch immer über der Hochwassermarke…

Kontakt mit der Kanzlei Stefan Loebisch

Nicht anders als vorher – per Telefon, Telefax, E-Mail oder Briefpost. Ganz nach Bedarf und Geschmack. Telefon, Telefax und E-Mail taten selbst am 03.06.2013 und in den Tagen davor und danach, als weite Teile der Passauer Altstadt ohne Strom waren, ohne Unterbrechung ihren Dienst. Auch die Briefzustellung war nur für wenige Tage unterbrochen.

Ein nächster Schritt zurück zur Normalität: Voraussichtlich am 06.07.2013 wird der Telefon-Festnetzanschluss bis auf weiteres von den Kanzleiräumen auf den Heim-Arbeitsplatz umgeschaltet – Rechtsanwalt Stefan Loebisch ist dann wieder unmittelbar auch über das Festnetz erreichbar, ohne dass in jedem Fall zunächst das Sekretariat den Anruf entgegen nehmen muss. Und die Spitzbuben diverser Abzock-Branchen können sich nicht mehr hinter ihren Fax-Sonderrufnummern verstecken, wohlwissend, dass eine Anwahl via modernem Online-Fax scheitert.

Si fractus illabatur orbis, impavitum ferient ruinae. Mir gefällt die recht freie Übersetzung in Wilhelm Hauffs Lichtenstein: Wenn die Welt einstürzt, tragen den Unerschrockenen die Ruinen.

Es geht voran.